Im Jahr 2024: „Man müsste“ oder „Ich tu’s“?
Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz, Chefredakteur Industry des atp magazins, macht sich Gedanken zum Jahreswechsel

Es war ein sehr verhaltener Jahreswechsel.
Nach den Katastrophen Corona, Ukraine-Krieg, Klima-Krise, Inflation und jetzt auch noch dem Gaza-Krieg mochte sich kein Optimismus einstellen. Es gab kein „wir packen das“, keine erkennbar umgesetzte „Zeitenwende“, sondern eher ein trotziges „wir resignieren nicht“. Die Sozialwissenschaft spricht von einer gestressten und veränderungsmüden Gesellschaft. Viele versuchen, den Status Quo irgendwie zu halten.

Auf der anderen Seite gibt es Hoffnung auf ein besseres Morgen:
Sonst wäre der DAX im vorigen Jahr nicht um 8,65 % gestiegen, der US-amerikanische S&P 500 sogar um 24,23 %. Sonst wären wir nicht so gelassen in den Winter mit seinem hohen Energiebedarf gegangen. Sonst wäre der viel geschmähte Euro nicht um 5,9 % gegen den US-Dollar gestiegen. Ganz offensichtlich ist die verhaltene Stimmung nur die eine Seite der Medaille.

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Auch im Bereich der Automatisierung gibt es viel Hoffnung. Meinem Gefühl nach gab es in den letzten fünf Jahren mehr neue Möglichkeiten als in den 30 Jahren davor. Ich habe sie im Weekly vom 22.11. aufgezählt:

Modularisierung
Lösungen nicht immer wieder neu „aus dem Vollen schnitzen“, sondern aus Modulen zusammensetzen. Die Lösungen heißen „MTP“ (Module Type Package), aber auch „AAS“ (Asset Administration Shell, Verwaltungsschale) als universelles Informationsmodell.

Connectivity
Vertikale und horizontale Informationsflüsse. Die Lösungen heißen „APL“ (Advanced Physical Layer) zur Signalübertragung, Profinet oder Ethernet/IP als Protokolle, FDI-Package zur Gerätebeschreibung und PA-DIM als Datenformat.

Digitalisierung
Automatisierung von Geschäftsprozessen. Manufacturing-X ist hier das Ökosystem, das die Datenflüsse ermöglicht. Auch die Zusammenarbeit zwischen Datenräumen wird bereits entwickelt.
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Die spannende Frage, was das Jahr 2024 bringt, kann ich Ihnen nicht beantworten. Nein, Sie, liebe Leserin, lieber Leser, werden diese Antwort geben.

Bleiben Sie stehen mit einem kraftlosen „man müsste, man könnte“ oder tun Sie einfach, was möglich und sinnvoll ist? Folgen Sie der Müdigkeit oder der Hoffnung?

Ich wünsche Ihnen, Ihrem Unternehmen und auch unserer Fachwelt, dass Sie nach den erholsamen Feiertagen mit Schwung starten. Vielen Dank im Voraus, und alles Gute dabei. Und bitte lassen Sie mich und die Leserinnen und Leser von atp-weekly und dem atp-magazin an Ihren Erfolgen teilhaben!

Dr.-Ing. Thomas Tauchnitz
Chefredakteur Industry atp magazin
atp@TAUTOMATION.consulting

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